Nach «Gasparone» im Jahr 2020 und einer durch die Corona-Pandemie bedingten Zwangspause 2022 bringt die Operettenbühne im Seetal ab dem 21. Januar 2023 wieder ein Stück von Carl Millöcker auf die Löwenbühne in Beinwil am See. Die zeitlose Musik und die noch immer aktuellen Themen der Handlung haben das OK dazu bewogen, wieder eine Operette von Carl Millöcker zu wählen. Die Inszenierung hält sich an die Originalfassung, bringt jedoch zusätzlich einige pfiffige Elemente ins Spiel in Bezug auf die Handlung, das Bühnenbild und die Kostüme. Markus Bitterli, Präsident der Theatergesellschaft Beinwil am See, gibt einen Überblick und macht «gluschtig» für das musikalische Abenteuer im Seetal.
Sie sind seit 2019 Präsident der Theatergesellschaft Beinwil am See. Was bedeutet für Sie dieses Amt und was gibt es Ihnen?
Markus Bitterli: Ich bin mir vor allem der grossen Verantwortung für eine der grössten kulturellen Produktionen in unserer Region bewusst. Die Theatergesellschaft Beinwil am See gibt es seit 1864 und ist damit eine der älteren Vereine in unserer Gegend. Was mich am meisten motiviert, ist der Kontakt mit verschiedenen Menschen, unseren Kundinnen und Kunden, den Sponsoren, unseren Mitwirkenden und verschiedenen Dienstleistern, welche zum Gelingen der Operette beitragen.
Sie haben in dieser Funktion schon an der letzten Produktion «Gasparone» mitgewirkt. Welche Bilanz können Sie ziehen, respektive was nehmen Sie mit für die diesjährige Produktion?
«Gasparone» ist eine eher unbekannte Operette. Trotzdem ist es uns gelungen, genügend Besucherinnen und Besucher nach Beinwil am See zu locken, um mindestens ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen und dies trotz der tiefen Belegung gegen Ende der Saison, welche auch durch die ersten Corona-Massnahmen beeinträchtigt wurde. Wir haben aufgrund des gestiegenen Risikos auch entschieden, die Anzahl der Aufführungen von 20 auf 18 zu reduzieren.
Was sind die grössten Herausforderungen in Ihrem Amt?
Uns, wie vielen anderen Vereinen, fehlen qualifizierte Kräfte, welche bereit sind, ehrenamtliche Tätigkeiten wahrzunehmen. In erster Linie suchen wir händeringend nach einer Person, welche uns im Werbebereich fachmännisch unterstützt.
Wie hat die Theatergesellschaft Beinwil am See die Pandemie erlebt?
Gegen Ende der Operettensaison 2020 traten die ersten Corona-Massnahmen in Kraft. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass der Kanton am Freitag, 28. Februar 2020 gegen Mittag Veranstaltungen mit mehr als 150 Personen bewilligungspflichtig erklärt hat. Um 15.34 Uhr habe ich das entsprechende Gesuch an den Kanton eingereicht. Unsere nächste Vorstellung war für 19.30 Uhr an diesem Tag geplant. Wir erhielten nur die Bestätigung, dass unser Gesuch bearbeitet werde, einen Entscheid haben wir nicht erhalten. Schriftliche und telefonische Anfragen im Laufe des Nachmittags liefen ins Leere. Sollten wir die Aufführung trotz der fehlenden Bewilligung durchführen? Da wir alle Auflagen erfüllten, haben wir im Vorstand entschieden, die Vorstellung laufen zu lassen. Als dann die ersten Besucherinnen und Besucher eintrafen und wir noch immer keine Bewilligung hatten, war mir schon mulmig zumute. Am nächsten Morgen habe ich dann einen Anruf der Kantonsärztin erhalten, welche sich entschuldigte, dass die Bearbeitung so lange gedauert habe und dass wir korrekt gehandelt haben, die Operette aufzuführen. Sie bestätigte auch, dass die restlichen Vorstellungen, unter den gegebenen Auflagen, durchgeführt werden konnten. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Am 8. März 2020 führten wir die letzte Operette auf, am 12. März 2020 waren die Aufräumarbeiten zu Ende und am 16. März 2020 hat der Bundesrat den Lockdown ausgerufen.
Die Vorbereitungen für die aktuelle Produktion, der «Bettelstudent» von Carl Millöcker, laufen auf Hochtouren. Was sind hier die grössten Herausforderungen und wie ist der Stand der Dinge?
Eine der grösseren Herausforderungen war der Wechsel des musikalischen Leiters. Durch ein Engagement in Norddeutschland musste der designierte Dirigent Gaudens Bieri sein Mitwirken bei unserer Produktion aufgeben, und wir sahen uns gezwungen, im Mai 2022 einen neuen musikalischen Leiter zu finden. Wir haben Glück gehabt und in der Person von Andres Joho eine sehr erfahrene und kompetente Persönlichkeit verpflichten können.
Wieso gerade diese Operette?
Bei der Stückfindung galt es zu beachten, dass die Operette bekannt ist und frei von Tantiemen, welche die Ticketpreise mit rund 10% belasten. Zudem sollte das gleiche Stück nicht in der näheren Umgebung durch eine andere Operettenbühne gespielt werden. «Der Bettelstudent» erfüllt diese Voraussetzungen und die zeitlose Musik von Millöcker hat ebenfalls zu dieser Wahl beigetragen.
Wie sieht die Besetzung aus?
Wir haben eine gute Mischung aus bekannten und neuen Gesichtern, was die Solistinnen und Solisten, wie auch die Chormitglieder anbelangt. Natürlich wird auch das Böjuer Urgestein Peter Eichenberger wieder eine Rolle haben und den korrupten Gefängniswärter Enterich spielen.
Was erwartet das Publikum mit dem «Bettelstudent»?
Das Publikum darf sich auf die eingängige Musik von Carl Millöcker mit Stücken wie «Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst» freuen. Zudem sind die pfiffigen Dialoge immer wieder ein Highlight. Für die Einleitung hat sich unser Regisseur Raschid Kayrooz etwas Besonderes einfallen lassen, mehr möchte ich dazu nicht verraten.
Wie charakterisieren Sie diese Operette von Carl Millöcker?
«Der Bettelstudent» ist Carl Millöckers grösster Erfolg. Er schrieb diese Operette im Jahr 1882 und wurde dadurch zum gefeierten Operettenkomponisten. Dank seiner Musik wurde «Der Bettelstudent» zu einer der beliebtesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Operetten.
Was mögen Sie besonders an Operetten?
Ich mag die Kombination von eingängigen Melodien, witzigen Dialogen und der Zusammenarbeit von Profis (Regie, musikalische Leitung, Orchester) und Laien, welche im Chor mitsingen und sich als Helfer einbringen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich die einzelnen Musiktheater die gleiche Operette inszenieren.
Die Operette in Beinwil hat Tradition. Was bedeutet die Operette in Beinwil am See für die Region?
Seit 1937 führt die Theatergesellschaft Beinwil am See Operetten auf der Löwenbühne auf. Dies ist auch immer ein gesellschaftliches Ereignis, d.h. man trifft sich mit Freunden und Bekannten im Löwensaal aus dem Jahr 1903 und lässt sich überraschen, was die Macher der Operette diesmal auf die Bühne zaubern.
Der Vorverkauf hat begonnen. Sind Sie zufrieden?
Der Vorverkauf läuft seit dem 1. Oktober 2022 und wir haben in den ersten drei Wochen rund tausend Tickets verkauft, was unseren Erwartungen entspricht.
Weshalb sollte man den «Bettelstunden» keinesfalls verpassen?
Wir haben sehr erfahrene Solistinnen und Solisten, einen hoch kompetenten musikalischen Leiter, einen ausgewiesenen Chorleiter und Co-Dirigenten, engagierte und motivierte Chormitglieder und einen Regisseur, welche einige Überraschungen eingebaut hat, wie die ungewöhnliche Einleitung und pfiffige Kostüme. Auch das Bühnenbild bietet wieder einige Überraschungen.
Was wünschen Sie sich für die 112. Produktion der Beinwiler Operettenbühne?
Ich hoffe, dass wir von Corona-Massnahmen verschont bleiben und die Besucherinnen und Besucher unsere Produktion sorgenfrei geniessen können, dies nach dem Motto «Abschalten, Entspannen, Geniessen».
Interview: Corinne Remund
Der Bettelstudent
Operette von Carl Millöker
21. Januar bis 12. März 2023